Auf die Frage: "Warum hast Du Dir denn ein E-Bike (Pedelec) gekauft?" hört man im Freundeskreis oft die Antwort: "Dann kann man am Wochenende endlich auch mal kurz auf den Feldberg fahren". Kann man.
Der Feldberg ist ein hohes Bergmassiv im Südschwarzwald. Der eigentliche Gipfel mit einer Höhe 1493m ist die höchste Erhebung Deutschlands außerhalb der Alpen und ein äußerst lohnendes Ausflugsziel. Außerdem verfügt er über eine hohe Dominanz, das heißt es sind 97 Km bis zum nächst höheren Gipfel, dem Rigi.
Und in der Tat gab es am vergangenen Wochenende eine Gruppe, die sich an einem richtig frischen Sonntagmorgen auf den Weg machte, mal "kurz" auf den Feldberg zu fahren - mit dem E-Bike. Am Schluss sollten es beachtliche 108 Km und rund 1600 Höhenmeter werden, die auch im ECO-Modus erstmal gefahren sein wollen. Und am Ende der Tour war nicht mehr viel Sonntag und noch weniger Strom übrig.
Daraus hat sich nun ad hoc eine erstmal lose, kleine Whatsapp-Gruppe gebildet mit der Bezeichung
"Feldberg 1493m" für hoffentlich weitere gemeinsame Ausfahrten, natürlich mit erweitertem Fahrerkreis - nicht zwingend mit E-Bike, allerdings hilft das "E" vor dem Bike bei Touren dieser Art ungemein.
Bis zum letzten Freitagabend hatten wir für den Oktober die nicht typischen Tage mit sehr viel Sonnenschein und bis zu 26 Grad Wärme. Leider kühlte sich diese Lage über den regnerischen Samstag und der kalten Sonntagnacht auf nicht mehr gekannte 8 Grad Starttemperatur ab. Wetterwechsel zur Unzeit also.
Der eine oder andere Bergfahrer startete dennoch durchaus optimistisch mit kurzen Hosen, was sich mit steigenden Höhenmetern aber relativ bald verflüchtigte und das lange Beinkleid im Rucksack gesucht wurde. Mützen, Handschuhe und Überschuhe kamen später auch noch zum Einsatz.
Das Wetter war trocken, die Höhenmeter auch und irgendwann hatten wir die Betonstraße hinter der Leinegg geschafft und kamen am Stauwehr der Schwarzabruck vorbei, staunten über die gut sichtbaren neuen Windräder am Giesbacher Kopf, fuhren weiter auf dem Forstweg Richtung Blaiswald und plötzlich sahen wir ihn ganz ruhig liegen, den Schluchsee bei klarer und frischer Luft, sehr schön. Entlang dem ebenen Uferstück bis zum Unterkrummenhof waren nur wenige Wanderer unterwegs.
Eine Pause bei einem warmen Getränk in wohliger Wärme tat zwar gut, aber das erste Ungemach sollte uns ereilen. Unsere Fünfergruppe schmolz um einen Teilnehmer, der sich auf den Rückweg machte. Der Akku ist auf Null gelaufen und das Ladegerät konnte einfach nicht helfen. Es sollte nicht das einzige Problem mit dem Equipement bleiben. Dafür blieben wir komplett unfallfrei. Den technischen Schnick-Schnack bekommen wir in den Griff - früher oder später. Wahrscheinlich eher später.
Die Mittagszeit war schon rum als wir Äule passierten und auf neuen Pfaden Richtung Caritas-Haus und Passhöhe Feldberg zu steuerten.
Vorbei an der Talstation Seebuck gingen wir die letzten Höhenmeter zum Gipfel an.
Rundherum klare Sicht und sonnige Abschnitte, aber mit jedem weiteren Höhenmeter zog sich direkt über dem Feldberggipfel das bedrohlich wirkende, dunkle Wolkenmeer zusammen. Was dann nach Schnee roch und weiß hernieder prasselte war ein unerwartet angenehmer Graupelschauer. Wir hatten mit einem kurzen, heftigen Platzregen in freier Natur gerechnet.
Kurz vor dem Gipfel kam uns ein Rennradfahrer entgegen, mit kurzen Hosen - Respekt. Nur die Harten kommen in den Garten.
Endlich waren wir auf 1493m angekommen. Vor lauter Wolken und Nebel war aber rein gar nichts zu sehen. 2 Grad Celsius luden nicht zum überlangen Verweilen ein. Ein Bild, nämlich das entscheidende Feldberggipfelbild gab es dennoch.
Auch den Seebuck-Gipel etwas weiter unten mit dem Bismarckdenkmal besuchten wir.
Der frische Wind bliess inzwischen die Wolken weg und plötzlich hatten wir eine schöne, weite Aussicht: Herzogenhorn, Fahler Loch, Wiesental, Belchen und der Feldsee.
Der nächste technische Ausfall war zu beklagen: Der E-Bike-Akku eines weiteren Kameraden zeigte, pünktlich zur Gipfelankunft, ebenfalls 0% an. Die vielen Höhenmeter, möglicherweise die Kälte und das insgesamt nicht niedrige Systemgewicht forderten offenbar ihren Tribut. War erstmal kein wirkliches Manko, das Gröbste schien ja geschafft. UND: Ein gutes E-Bike kann man auch ohne Strom fahren. Na ja, das läuft unter "Pfeifen im Walde".
Die Menzenschwander Hütte hatten wir nach kurzer Abfahrt zurück zur Passhöhe rasch gefunden und dort eine richtige Mittagspause eingelegt - um Viertel nach Drei.
Das eine oder andere Handy zeigte erste Energie-Probleme, die uns später noch beschäftigten sollten. Die letzte Kaffeetasse war geleert und wir machten uns auf den Weg ins Tal. Die Sonne verlor an Strahlkraft, der Wind war den ganzen Tag noch nicht warm. Und so fanden wir uns auf dem Pfad zurück zum Schluchsee bei einer fantastischen Aussicht in der Abendsonne.
Unvermittelt hatten wir zwei Kameraden verloren, die einfach einen anderen Weg nahmen. Drei von vier Handys waren komplett leer und so nützte die gute Verbindung des verbliebenen Gerätes nichts für klärende Telefon- oder Whatsapp-Verbindungen. ABER: Ein gutes Handy kann auch ohne Strom kommunizieren. Nein, so herum wird kein Schuh draus.
Vorbei am schon geschlossenen Unterkrummenhof, machte sich nun für den stromlosen Kameraden jede, auch leichte Gegensteigung über die Maßen bemerkbar, war aber immer noch fahrbar - mit größerem Aufwand und weniger Tempo. Auf ebenem Terrain und bergab war das eh kein großes Thema. Aber: Das nächstes Mal ist das Ladegerät mit dabei, auch bei Eintagestouren. Es dämmerte schon als wir die "Verschollenen" an der Kreuzung B500/Blasiwald wiederfanden. Man schaut ja aufeinander!
Es begann die lange Abfahrt über die Schwarzabruck hinab bis zur Witznau. Weiter heizten wir mit den schweren Böcken durch das Schlüchttal bis Gurtweil mit durchaus ordentichem Tempo - über 25 Km/h schiebt der Motor ja nicht mehr. In Ettikon erfreuten wir uns zum Abschluss bei einem Scheidebecher (Kaltschale) nochmals ob der schönen, gelungenen und anstrengenden Tour und welche Mankos wir abstellen müssen. Dunkel ist es geworden als wir uns verabschiedeten und jeder in seinen Sonntagabend fuhr.
Viel gelernt haben wir heute. Vor allem: Es hilft enorm wenn das Equipement (Bike, Akku, Smartphone, Kleidung) und die Vorbereitung (Ladegeräte, Rucksack oder Satteltasche usw.) stimmen. Da zeigte sich im gesamten Team noch Luft nach oben. Wir arbeiten daran. Ansonsten war das eine sensationell schöne, gemeinsame Tour und ein richtig schöner Tag!
Teilnehmer und Bike: Uli Rotzinger (KTM) und Michael Rotzinger (CUBE E-MTB Fully), Joachim Stoll (Riese & Müller), Ingo Siefermann (n.a.), Martin Ruppelt (Flyer E-MTB Hardtail).
Ja, auf´s Herzogenhorn hat es heute nicht mehr gereicht. Im Hintergrund das Spießhorn. Der Weg rechts wäre unsere Richtung gewesen. Wenn uns nicht die Zeit und der Strom weggelaufen wären, hätten wir auch noch den höchsten Berg im Landkreis Waldshut erklommen. Es ist sicher mit einer Wiederholung auf "Feldberg 1493m" und Umgebung zu rechnen, weil mit dem E-Bike kann man ja endlich mal kurz auf den Feldberg fahren.