Nachdem diese Tour am Sonntag, 1. September 2024 als Gruppen-Event nicht zu Stande kam, war ich etwas hin- und hergerissen und hatte mich dann erst am späteren Samstagabend kurzfristig entschlossen, den weiten Weg nach Graubünden anzugehen, als "1-Mann-Gruppe" sozusagen. Wetter war sehr gut angesagt. So what?
Um halb sieben mit dem Auto in Lauchringen gestartet, habe ich in Landquart einen Ladestopp (zur Übung) eingelegt. Kurz vor zehn waren mein E-Bike und ich gerichtet. So machte ich mich auf den Weg Richtung Passhöhe.
Nach Filisur, dem Startort war noch alles easy. Erstmal leichte Steigung. Langsam wurde es etwas steiler. In Großen und Ganzen zwischen 5% und 8%. Ab und an mal eine steilere Rampe. Alles gut zu fahren mit dem E-Bike. Einzig: Es dauert halt 2 Stunden bis nach oben.
Viele Leute unterwegs. Mit dem Rennrad (viele Paare), mit dem E-Bike, Liegeräder und auch „alte Göppel“. Erstes Highlight war diese enorme Schlucht, die einen staunen läßt. Die asphaltierte Straße führte unter einem überhängenden Felsen durch. Rechts eine massive Betonbarriere und dann mal freier Fall. Da halte ich mich dann mal eher zur Mitte des Weges.
Passende Aussicht dazu.
Die Einfahrt nach Bergün ging leicht bergab. Auf dem Marktplatz wäre erste Verpflegung möglich, brauche ich nach 10 Km noch nicht. Weiter geht´s, nach oben. Die Passhöhe ist noch nicht mal zu erahnen.
Der jetzt durchaus steile Weg führt durch verschiedene Eisenbahnviadukte mit Rundbögen. Der Glacierexpress windet sich ebenfalls nach oben. Plötzlich ein großer Bahnhof mit wenig Ort – Preda heißt dieser. Und wieder eine Rampe, mit Kehre. Ich werde überholt von rasanten Rennradlern und schnellen E-Bikern, fahre mein Tempo im Eco-Mode, überhole meinerseits auch den einen oder anderen Radler. So ist das am Berg.
Die Bäume werden weniger. Die Sonne kommt wieder raus, es ist sommerlich auf knapp 2000m. Tolle Aussicht auf die beeindruckende Bergwelt und den Bergsee. Auch die nächste Kaffeestation lasse ich links liegen. Weit oben scheint sich die Passhöhe abzuzeichnen.
Kurven und Kehren. Es geht nach oben, man fährt rechts, es hat ja Gegenverkehr. Radfahrer, die mit surrendem Geräusch schnell bergab fahren. Kommen wahrscheinlich aus La Punt, dem anderen Startort, unten im Engadin.
Ein Tandem vor mir, ein Paar fährt. Ohne Motor. Der Fahrer am Lenker in meinem Alter. „Warum ich ohne Motor fahre?“ steht auf seinem Radhemd. „Weil ich es kann“. Hut ab.
Dann ist die Passhöhe erreicht auf 2315 Metern. Hier steht das Albula-Hospiz. Ein Gebäude, sonst nur beeindruckende, baumlose Wiesen- und Mondlandschaft, und ein tolles Panorama. Hier ist ganz schön was los. Bewirtung, Live-Musik und kurze Pause. Leichte Bewölkung zieht auf und einen Tschopen (Jacke) hole ich aus der Satteltasche.
Nächstes Ziel ist La Punt im Tal auf der anderen Seite. Zuvor aber wird das lange Hochtal hinter der Albula-Passhöhe befahren, bevor dass Surren an meinem Rad immer lauter wird.
Es geht bergab, 700 Hm auf breiter Passstraße mit doch einigen Kehren. Die Radfahrer im Gegenverkehr sind jetzt langsam, haben mit sich zu tun. Die Sonne kommt wieder heraus, es wird mit jedem Meter bergab wärmer. Wunderbar. Einzig: Das muss ich nachher alles wieder hochfahren, mann, mann, mann.
Im Tal angekommen endet die gesperrte Straße. Jetzt mache ich erstmal eine richtige Pause mit ein, zwei süßen Stücken. Nach einer wohlduftenden schweizer Cervelat ist es mir nicht. Ja, auch lade ich vorbeugend mal den E-Bike-Akku, obwohl erstaunlicherweise noch genügend Km Reichweite angezeigt werden.
Für den Nachmittag sind Gewitter angesagt im Engadin, es zieht etwas zu und ich mach mich auf dem Weg mit reichlich weiteren Pedaleuren. 20Km zusätzliche Reichweite hat mir die Lade-Aktion in den Akku gepresst. Die 700 Höhenmeter warten. Sie sind im Eco-Mode gut zu fahren, mit 9 bis 12 Km/h und etwas Geduld. Eine knappe Stunde werde ich brauchen und überhole auch Zeitgenossen, die nun richtig zu kämpfen haben.
Ein zweites Mal zurück auf der Passhöhe lasse ich mich nochmals von der Stimmung einfangen. Ein Rennradler bittet mich, ein Bild von ihm zu machen, aber unbedingt. Er ist am gestrigen Samstag das Stilfser Joch gefahren, das war ebenfalls für den Verkehr gesperrt.
Mein Tacho zeigt knapp 40 Km und sehr ordentliche 1900 Höhenmeter an. Jetzt geht es zurück nach Filisur, 23 Km bergab. Das wird ein Spaß. Die Straße ist später zum Teil feucht und einige Bergfahrer kommen mir tropfend entgegen. Es regnet wohl im Tal. Es ist warm und läuft gut bergab. Die Perspektive ist nun eine ganz andere, nicht minder interessant. Auf dem Marktplatz in Bergün ist noch was los, aber es sieht nach Regen aus. Ich fahre weiter und komme tatsächlich trocken in Filisur an.
Alles bergab....
In den Gassen ist noch was los. Ein Duo spielt schweizer Handörgelimusik. Ich setze mich dazu, esse etwas aus dem Rucksack und freue mich über die erlebte Tour und merke erst gar nicht, dass es zu regnen beginnt. Ich habe noch 300 Meter bis zum Auto.
Bis ich dort bin und das Rad aufgeladen habe bin ich pflatsch-nass und mache mich mit nassen Schuhen auf den Heimweg. Vier Stunden werde ich dafür brauchen. Am Sonntagnachmittag muss man auf schweizer Autobahnen mit Stau rechnen, auch mehrfach. Gewitter und Starkregen waren ebenfalls mein Begleiter auf dem Heimweg, mein Rad war lange nicht mehr so sauber. Alles gut gegangen, war ein schöner Tag.
Das ist dann mal eine Schlucht, ganz nah am Weg.
Der Fahrradlenker ist zu sehen, dann geht´s richtig bergab.
Ja, das ist die Schlucht von unten gesehen.
Ladestopp in Landquart. Die ganze Lade-Musik für mich alleine.
Das sah bei der Vorbeifahrt nachmittags dann mal ganz anders aus.