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Klausen Monument am 8. September

IMG 8273Das war schon eine so nicht erwartete Geschichte am gestrigen Sonntag, 8. September 2024. „Klausen Monument 2024“. Die Klausen Passfahrt - für uns mit E-Bike - auf dem für den Autoverkehr gesperrten Pass von Linthal bei Glarus über die Passhöhe Klausen bis Unterschächen, dem anderen Startpunkt – und zurück.

Die Tour beginnt in Linthal auf 660m. Bis zum Hochtal Urnerboden auf 1373m sind das schon mal 713 Höhenmeter. Dann ebbt die Steigung für ein paar Kilometer ab, bis dann die letzten 565m auf teilweise spektakulärer Strecke eingefordert werden bis zur Passhöhe auf 1948m. Soweit der Plan.

Pünktlich um 9:45 Uhr waren wir, Heidi und ich, vor Ort. Während der Anfahrt wurden auf den diversen Displays schon früh angenehme und trockene 21 Grad angezeigt. In den Bergen mit etwas tiefhängendem Gewölk, was wir aus dem Auto heraus live verfolgen konnten.

Weiter mit dem Auto durch Glarus, waren schon reichlich Rennradfahrer unterwegs, die den autofreien Klausen in einer längeren Tour bezwingen wollten. Ausgestattet meist in kurzen Radhosen und kurzem Radtrikot. In den drei Rücktaschen konnte ein dünner Regenschutz, ein paar Müsliriegel und manchmal eine kleine Radpumpe ausgemacht werden. Klar, die Rennradler sind minimalistisch unterwegs ohne viel SchnickSchnack und Gepäck.

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Anders wie wir, kleiner Rucksack und Satteltasche dabei, inklusive Ladegerät und sonstigem PiPaPo. Sei´s drum. Es war trocken und sollte auch so bleiben bis nach 16:00 Uhr. Dann sind wir längst zurück.

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Am Bahnhof Linthal fuhr ein Zug ein, voll mit Radfahrern und Gerödel. Dort ist der Treffpunkt mit Bewirtung und einem großen Hallo. Wir fuhren vorbei und konzentrierten uns auf den ersten Anstieg, der mit einem Kopfsteinpflasterabschnitt begann und ein erstes Pass-Feeling vermittelte.

Ein permanenter Bandwurm von Radfahrern zog sich ab jetzt in die Höhe. Hauptsächlich Rennradfahrer, aber natürlich auch E-Biker, Normalbiker, Handbiker in Liegerädern, Klappräder voll behangen mit Satteltaschen. Was es halt alles so gibt. Sogar Räder mit Kinderanhänger. Ein Radler hatte seinen Anhänger mit zwei Kindern tatsächlich ohne Motor gezogen. Chapeau.

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Heidi war sich wegen der anstehenden Bergfahrt - vielleicht zu steil, vielleicht zu lang - nicht ganz sicher, sodass wir vorsorglich mal alle 3 Km einen kurzen Halt eingestreuten. Hat aber sehr gut geklappt und es zeigte sich, dass das gar nicht nötig war.

Einige viele Kehren waren zu fahren bis zum Urnerboden, diesem langgezogenen Hochtal auf knapp 1400 Metern, eingerahmt von zwei hohen Bergketten. Die Aussicht wurde bei einem Fotostopp eingefangen. Ein mächtiges Konzert von Kuhglocken begleitete uns.

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Bis zur kleinen Ortschaft Urnerboden war die Steigung praktisch zu vernachlässigen und zog erst beim Ortausgang wieder an. Zwei, drei Regentropfen waren zu spüren, nichts Beunruhigendes. Obwohl, in der Ferne verschwand der Verlauf der Passstraße in weißen, herabziehenden Wolken.

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Wir gingen sie an, die nächsten Kehren, die nun frei sichtbar waren, nicht mehr hinter Bewaldung verschwanden. Die Tropfen wurden größer und intensiver. Einige Rennradler zogen ihre dünne „Plastiktüte“ aus der Rückentasche. Ja, die Straße war nun erkennbar nass. Wir überholten einen Teilnehmer mit Handicap auf einem Fahrrad mit drei Rädern und nahmen nochmals eine Kehre. Noch immer fuhren wir im Kurzarmhemd bis zu einer kurzen Pause am Wegesrand. Heidi zog die Regenjacke über, ich probierte es weiter in kurz, ging ja gefühlt noch. Diese Phase endete jedoch schnell und abrupt.

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Es stellte sich rasch heraus, dass „nach 16:00 Uhr“ heute schon um 11:45 Uhr war und dass der Wettersturz es durchaus eilig hatte. So, nochmals eine Kehre und kurz vor der nächsten scherten wir aus zur Lagebesprechung. Der Regen hatte ein so starkes Level erreicht, welches wir aus dem nassen Frühjahr her kannten. Und ein kurzer Schauer sieht anders aus. Die Bergwelt war nicht mehr zu erkennen.

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Trockenes Hemd, Jacke, Regenjacke, Mütze, Handschuhe und Schal wurden montiert. Alles, was so eine gut gefüllte Satteltasche eben hergibt.

Schnell war entschieden, dass wir die Passhöhe heute sausen lassen. Nicht, weil sie nicht zu schaffen wäre, ganz im Gegenteil. Sondern weil das noch 7 Kilometer wären, die wir nicht nur nach oben, sondern auch wieder nach unten müssten. Die Temperaturen frischten nun auf, auch ohne weitere Höhenmeter.

Die komplette 2. Garnitur fühlte sich erstmal richtig gut an. Und offenbar hatte einige Rennradler in der nicht enden wollenden Bergauf-Prozession nicht mal eine Regenjacke dabei, manche fuhren gar ärmellos, als wäre immer noch schönes Wetter. Offenbar mussten sie auf die andere Seite des Passes. Der Weg hinauf in den Nebel war für sie alternativlos. Nicht so für uns, wir kehrten einfach um.

Wir fuhren also bergab, zurück nach Linthal. Laut quietschende Bremsen waren im Regen rundherum zu hören. So schön eine 20 Km-Abfahrt sein kann, so lange dauerte diese heute. Nicht enden wollende Kehren, dunkle Tunnels, Nebel, rutschiges Kopfsteinpflaster, Wasser von oben, Wasser von unten. Und Wasser von der Seite, wenn wir überholt wurden. Schuhe, Hose, Handschuhe, Mütze, Jacke und Schal: inzwischen alles nass, tropfnass, pflätsch-nass, durch und durch.

Und auf der Gegenfahrbahn kamen immer noch reichlich Rennradler nach oben, die entweder keine Jacke hatten oder wenn doch, war diese sowas von nass und durchsichtig. Irgendwann waren wir im Tal angekommen, fuhren Richtung Parkplatz am Bahnhof vorbei, wo sich gerade drei bereits durchnässte junge Rennradler auf den Weg machten, wohl zu ihrem Startort Unterschächen auf der anderen Seite des Passes. Kurz zusammengefaßt sind das 35,3 Km, 1288 Höhenmeter nach oben und nach der Passhöhe 930 Hm nach unten. „Denn gömmer halt nomol ue uf de Chlause“ war in tiefstem Schwiizerdütsch zu hören. Ich hör´s noch gern.

Bei weiterhin sehr aktivem Regengeschehen haben wir dann in aller Ruhe die Räder auf den Radständer montiert und uns im Freien umgezogen. Es gab ja glücklicherweise noch eine 3. Garnitur an trockener Kleidung.

Hat alles geklappt. Es war nicht wie erwartet, aber lustig. Am schwierigsten war das Bezahlen des Parktickets. Bis wir diesen verdammten Automaten gefunden hatten. Und dass bei dem Regen. Vesper und dann Heimfahrt im warmen Wagen - alles bestens. Wir waren dann bald zu Hause, halt etwas früher als geplant. Der Klausen ist sehr schön und sehr gut fahrbar und so viel steht fest: Wir wollen ihn nächstes Jahr ganz sicher fertig fahren, hin und zurück.

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Martin Ruppelt